TV-Duell

Echtzeitmessungen zur Untersuchung von Wahrnehmung und Wirkung von Fernsehduellen der Spitzenkandidaten im Wahlkampf

 

Wie werden bei einem solchen Duell politische Informationen wahrgenommen und verarbeitet? Wie wirken sich Inhalte und Auftreten der Kontrahenten auf politische Einstellungen aus? Welchen Einfluss hat ein Fernsehduell auf die Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger?

Bereits seit dem Fernsehduell von Angela Merkel und Peer Steinbrück im Jahre 2013 wird das Potenzial der Echtzeitmessung der Reaktionen der Rezipienten unter Beteiligung von Mitgliedern des Forschungsschwerpunkts analysiert. Auch bereits 2009 konnten auf diese Weise Erkenntnisse zum Aufeinandertreffen von Spitzenkandidaten gesammelt werden. Hierfür kommt ein RTR (real-time-response)-Verfahren zur Anwendung, welches eine Methode zur Messung der Einschätzung durch die Zuschauer zum Verlauf des Duells darstellt, noch während dieses stattfindet. Über Eingabegeräte können subjektive Empfindungen zum Ausdruck gebracht werden. Aus der Verbindung dieser Daten und den Erkenntnissen aus einer ergänzenden Befragung eröffnen sich präzise Einblicke in Prozesse der Wahrnehmung, Informationsaufnahme und -verarbeitung politischer Objekte sowie der Meinungsbildung der Bürgerinnen und Bürger.

Das Duell zur Bundestagswahl 2009 zwischen Merkel und Steinmeier hat gezeigt, dass die TV-Debatte insbesondere jene Bevölkerungssegmente zu mobiliseren vermag, die weniger politisch interessiert sind.

 

TV-Duell Merkel vs. Steinbrück
Bild: © 2013 afp

Das Duell 2013 zwischen Merkel und Steinbrück hat das Interesse der Zuschauer am Wahlkampf erhöht. Die Debatte wurde von einer Mehrheit der Zuschauer als unterhaltsam (65 Prozent) und spannend (53 Prozent) bewertet. Damit wurden die Werte des TV-Duells 2009 deutlich übertroffen (54 bzw. 32 Prozent). Auch hat das TV-Duell seine Funktion als Wahlhilfe erfüllt. Dies bekräftigten 40 Prozent der Zuschauer. Zudem hat sich der Anteil derjenigen, die sich keinen der beiden Kandidaten als Kanzler wünschen, von 23 Prozent vor dem Duell auf 16 Prozent nach dem Duell verringert.

 

Bild: © 2016 picture alliance / dpa

Die ersten Ergebnisse des rheinland-pfälzischen Duells 2016 zwischen Malu Dreyer und Julia Klöckner deuten darauf hin, dass bei Dreyer Ausführungen zur Notwendigkeit von Abschiebungen und bei Klöckner zum Nürburgring, aus dem sie Fehler der bisherigen Landesregierung ableitete, die Rezipientinnen und Rezipienten besonders überzeugen konnten. Insgesamt bietet die Analyse solcher Aufeinandertreffen eine gute Möglichkeit, Wahrnehmungsmuster samt ihrer Effekte auf politische Einstellungen oder Wahlentscheidungen zu analyiseren.

 

Die Studien wurden teilweise in Zusammenarbeit mit der Universität Koblenz-Landau und dem SWR durchgeführt. Der Forschungsschwerpunkt verfügt über die nötigen Messgeräte mit Drehreglern. Die Erhebungen waren zunächst Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts "German Longitudinal Election Study" und später im Rahmen des Projekts "The Dynamics of Voting: A Long-term Study of Change and Stability in the German Electoral Process, Teilmodul Televised Debates 2013".

 

mail Kontakt


Univ.-Prof. Dr. Thorsten Faas
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Politikwissenschaft
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-38466
Email

 

Links Weiterführende Links


» Vortrag zum TV-Duell 2009 Merkel vs. Steinmeier

» Website des Projekts "The Dynamics of Voting: A Long-term Study of Change and Stability in the German Electoral Process"

» Präsentation zu den Schlüsselstellen des TV-Duells 2013 Merkel vs. Steinbrück

» Pressemeldung der JGU zum TV-Duell 2013 Merkel vs. Steinbrück

» Video des TV-Duells 2016 Dreyer vs. Klöckner mit Kurven der Echtzeitmessung