Pharmakologisches Neuroenhancement

Zwischen planbarem Wissenstransfer und nicht intendierten Rückwirkungen

 

Warum erreichen bestimmte Forschungsergebnisse die Bevölkerung und andere nicht? Wo informieren sich Nutzer über legale und verbotene Substanzen? Welche Rolle spielen Ärzte und Apotheker in den Vermittlungsprozessen zum Thema Hirndoping? Und welche die Medien?

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Der rasante Fortschritt in den modernen Neurotechnologien eröffnet der Medizin immer neue und weitreichendere Möglichkeiten, um Funktionen des Gehirns zu modulieren und zu verändern. Die Frage, inwieweit Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung von Krankheiten entwickelt wurden, auch zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit von Gesunden eingesetzt werden können und sollten, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Die pharmakologischen Neuroenhancer bergen, sowohl was den gesellschaftlichen Bedarf als auch was den ökonomischen Nutzen für die Hersteller angeht, grundsätzlich ein enormes Potential, werfen aber gleichzeitig neue ethische, rechtliche und soziale Fragen auf.

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Die meisten der eingesetzten Substanzen wie Methylphenidat (Ritalin®), Amphetamine oder Modafinil sind relativ einfach anzuwenden und werden innerhalb bestimmter Zielgruppen offenbar bereits heute genutzt. Angesichts der nach wie vor unklaren medizinischen (Neben-) Wirkungen und Risiken des Konsums dieser Substanzen durch Gesunde sowie der gesellschaftlichen und ethischen Implikationen kommt der Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse zu diesem Thema eine besondere gesellschaftliche Bedeutung zu. Im individuellen und kollektiven Meinungsbildungsprozess spielt die Frage, von wem welche wissenschaftlichen Ergebnisse wo und wie kommuniziert und besprochen werden, eine entscheidende Rolle. Bislang ist allerdings zu den Inhalten, den beteiligten Akteuren und den Mechanismen des Wissenstransfers zum pharmakologischen Neuroenhancement wenig bekannt. Und auch mögliche Veränderungen des Prozesses im Zuge des medialen Wandels etwa durch die Entstehung abgeschotteter Informationskreise im Internet wurden in diesem Kontext bisher kaum beleuchtet. Um das Potential und die Risiken des Neuroenhancements gesellschaftlich angemessen diskutieren zu können, scheint es sinnvoll, neben den Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaft auch die Kommunikationswege, auf denen sich diese Auswirkungen bahnen, und deren Mechanismen intensiver zu erforschen.

BMBF_logoDas Verbundvorhaben gliedert sich in drei Teilprojekte. Teilprojekt 1 widmet sich den medizinischen und psychosozialen Aspekten des Wissenstransfers und beleuchtet insbesondere die Rolle von Wissenschaftlern, Ärzten und Apothekern. Teilprojekt 2 beschäftigt sich mit den ethischen Aspekten und der Rolle der Konsumenten. Teilprojekt 3 geht der Rolle von Medien und Journalisten im Wissenstransferprozess nach. Die interdisziplinäre Forschergruppe aus Kommunikationswissenschaft, Medizin und Philosophie geht gemeinsam den komplexen Transfer- und Vermittlungsprozessen zwischen Forschern, Ärzten und Apothekern, Journalisten und Bevölkerung auf den Grund. Ziel des Projekts ist es, den Wissenstransfer erstmals systematisch zu untersuchen und hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Auswirkungen zu analysieren. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

 

mail Kontakt


Univ.-Prof. Dr. Oliver Quiring
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Publizistik
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-25222
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Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb
Universitätsmedizin Mainz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
D 55131 Mainz
Tel. +49 6131-17-7335
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Dr. Dr. Andreas G. Franke
Universitätsmedizin Mainz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
D 55131 Mainz
Tel. +49 6131-39-36248
Email

 

PD Dr. Elisabeth Hildt
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Philosophisches Seminar
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131-39 227402
Email

 

Links Weiterführende Links


» Website des Forschungs- und Lehrbereichs »Kommunikationswissenschaft« am Institut für Publizistik der JGU
» Website der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz der JGU
» Website des Arbeitsbereichs »Theoretische Philosophie« am Philosophischen Seminar der JGU
» Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

 

 

Bild: (oben): I-vista / pixelio.de (Mitte): Institut für Publizistik der JGU