Social Bots und Fake News in der Bundestagswahl 2017

 »Big Data«-Analyse politischer Diskussionsinhalte auf Facebook

 

Welchen Einfluss haben Social Bots auf die Bundestagswahl 2017? Manipulieren die als Menschen getarnten Computerprogramme politische Diskurse auf Facebook? Können ihre massenhaft erzeugten Diskussionsbeiträge die Meinungsbildung und sogar politische Entscheidungsprozesse beeinflussen? Und welche Rolle spielt das Phänomen »Fake News« in diesen Algorithmen-basierten Kommunikationsprozessen?

Die Ukraine-Krise, das Brexit-Referendum und der U.S.-amerikanische Wahlkampf haben gezeigt, dass die politische Willensbildung im Netz neuen Bedrohungen gegenüber steht: Insbesondere sogenannte Social Bots nutzen maschinelle Automatisierung, um in sozialen Netzwerken autonom nach Themen zu suchen, Beiträge weiterzuverbreiten und Kommentare abzugeben, die schwer von den Posts echter Nutzer zu unterscheiden sind. Dabei besteht die Gefahr, dass Social Bots durch die schiere Masse an automatisierten Beiträgen und Interaktionen Aufmerksamkeit für extreme Positionen generieren oder eine Diskursverschiebung anstoßen können.

Mit Blick auf potenzielle manipulative Eingriffe lassen sich drei, voneinander unabhängig wirkende Effekte differenzieren:

  1. Durch Bots (re-)produzierte Nachrichten können wie jede andere Kampagnenkommunikation auch direkt Nutzer beeinflussen, indem sie etwa Aufmerksamkeit generieren, Images prägen oder Themen setzen.
  2. Werden durch Bots große Zahlen an Nachrichten produziert, kann das wahrgenommene Meinungsklima - also die Wahrnehmung der Stärke unterschiedlicher Positionen - verändert werden. Andere Nutzer, Journalisten und externe Beobachter bekommen den Eindruck, dass die von Bots gestützten Standpunkte in der Bevölkerung häufiger vertreten werden, als dies der Fall ist.
  3. In den meisten Fällen können Menschen in Social Media nicht die Gesamtheit einer Debatte erfassen, sondern müssen sich auf Eckdaten und ausgewählte Beispiele konzentrieren. Diese Metriken (z. B. die Zahl der Kommentare oder durchschnittlichen Bewertungen) werden durch Algorithmen erzeugt, welche wiederum durch Bots systematisch manipuliert werden können. Anstatt also die Diskussion selbst zu verschieben, genügt es, wenn Bots die nach außen sichtbaren Kurzfassungen der Diskussion prägen.

Mit dem Einsatz von Social Bots wird auch das vermehrte Aufkommen von Nachrichtenbeiträgen in Verbindung gebracht, die einer faktischen Basis entbehren, aber vorsätzlich und mit spezifischen Zielsetzungen als Tatsachen Verbreitung finden. Solche meist emotional und tendenziös formulierten „Fake News“ bedienen sich den auf Interaktion ausgerichteten Mechanismen von Social Media-Plattformen, die zwangsläufig zu einem Durchlauferhitzer für Verschwörungstheorien werden.

Hierbei belegen erste Untersuchungen, dass Fake News folgende Effekte auf Online-Diskussionen haben können:

  1. Durch Fake News gelangen faktisch nicht korrekte Informationen, Unwahrheiten oder Lügen in die Online-Diskussionen. Nutzer können diese Informationen glauben und somit direkt beeinflusst werden.
  2. Fake News werden vor allem auf Facebook-Seiten und in Online-Diskussionen veröffentlicht und weiterverteilt, in denen spezifische inhaltliche Positionen vertreten sind. Durch Fake News verbreitete Fehlinformationen können daher bestimmte Vorstellungen und Weltbilder verstärken oder zu Verschwörungstheorien in bestimmten Teilen der Internetöffentlichkeit führen. Von Fake News kann folglich eine Polarisierung der Netzöffentlichkeit angestoßen bzw. verstärkt werden.
  3. Fake News sind meist emotional geladen und beinhalten brisante Informationen, die Aufmerksamkeit generieren. Dadurch werden diese häufiger und länger als „echte“ Nachrichtenbeiträge durch Nutzer weiterverbreitet. Somit besteht die Möglichkeit, dass diese auch inzidentell von solchen Nutzern rezipiert werden, die Eliten und Medien nicht kritisch gegenüberstehen.

 

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Univ.-Prof. Dr. Marcus Maurer
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Univ.-Prof. Dr. Christian Schemer
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Institut für Publizistik
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Univ.-Prof. Dr. Birgit Stark
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Simon Kruschinski, M.A.
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Pascal Jürgens, M.A.
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Links Weiterführende Links


» Website des Forschungs- und Lehrbereichs »Medienkonvergenz« am Institut für Publizistik der JGU
» Website des Forschungs- und Lehrbereichs »Politische Kommunikation« am Institut für Publizistik der JGU
» Website des Forschungs- und Lehrbereichs »Dynamiken von Gesellschaft und Kommunikation« am Institut für Publizistik der JGU

 

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